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BlitzBasic > Interviews > René MeyerAktuallisiert 30.05.2009

Interview mit René Meyer
Geführt von: Triton
Datum: April 2003


Vorwort von Triton: René Meyer ist unter anderem der Autor des bekannten BB-Buches "Hack 'n Play" mit dem er die Community nicht unentscheidend vergroßert und bereichert hat.




Triton: Hallo René!
Nach deinem Beruf brauch ich dich ja nicht zu fragen, aber vieleicht verrätst du uns deinen Wohnort und dein Alter?

René Meyer: Ich bin 1970 in Leipzig geboren. Dort wohne ich noch.

Triton: Beschreibe mal deine Computer-Laufbahn!
René Meyer: Ich bin in der DDR aufgewachsen und hatte keinen Zugang zu "West"-Rechentechnik. Doch auch in der DDR gab es Home Computer, die dem C64 ähnelten. Diese Computer gab es nicht frei zu kaufen, sondern wurden nur an Unis, Schulen und Betriebe ausgeliefert. Als ich sechzehn war, besuchte ich einen Computerkurs unserer Uni und lernte dort Basic. Rasch verbrachte ich jede freie Minute in den Kabinetten, programmierte Spiele und Tools. Später lernte ich andere Sprachen, wie Forth, Pascal und vor allem Assembler. Ich disassemblierte Spiele und analysierte den Aufbau. Eine wochenlange Arbeit.

Nach der Wende kaufte ich einen PC. Ich versuchte, mein Wissen über Spiele-Programmierung auf Turbo Pascal zu übertragen, scheiterte aber an den geringen Graphik-Fähigkeiten der Sprache. Seit 1992 arbeite ich als Journalist und Buchautor; seit 1998 zusätzlich an der Website www.mogelpower.de. Durch die viele Arbeit ist das Programmieren als Hobby stark in den Hintergrund gerückt.

Triton: Und wann und wie bist du auf BB aufmerksam geworden?
René Meyer: Mitte 2001 erhielt ich eine Pressemeldung über Blitz Basic, initiiert vom deutschen Vertrieb. Ich hatte zuvor noch nie davon gehört und auch keine großen Erwartungen. Ich dachte, es wäre etwas in der Art von "Klick'n'Play". Dennoch war ich neugierig und bestellte ich mir ein Rezensionsexemplar. Ich war erstaunt darüber, wie einfach sich Programme schreiben lassen, dachte aber nicht weiter, als darüber einen Artikel zu schreiben - was ich dann auch tat.

Triton: Und wie kam es dann trotzdem zum Buch?
René Meyer: Bücher schreiben ist ja mein Beruf. Ich liebe vor allem die Kombination aus Spiel und Technik. So sind Technik-Ratgeber, das erste Buch über Multiplayer-Spiele und Cheatsammlungen entstanden. Im Herbst 2001 geriet eins zum anderen: Bei einem Verlagsbesuch kam das Gespräch auf neue Projekte, und man sagte mir, daß besonders Programmierbücher gut laufen würden. Und wenige Tage später kam mir die Idee: Ein Einsteigerbuch zum Thema Spiele entwickeln. Der Verlag war begeistert, und so schrieb ich los. Ich habe nie ein Geheimnis draus gemacht, daß ich mit dem Buch begann, ohne Blitz Basic zu können. Das hat der Qualität nicht geschadet. Ich lernte und tüftelte und schrieb das nieder. Die Programmiererfahrung hatte ich ja; ich mußte nur wissen, wie ich sie mit Blitz Basic umzusetzen habe. Interessanterweise gibt es nahezu keine aktuelle Literatur, die sich mit dem Entwickeln von einfachen 2D-Spielen beschäftigt. So holte ich mir Anregungen aus alten Basic-Büchern der 80er Jahre.

Triton: Viele wollten gerne einen 3D-Teil. Können wir auf eine zweite Ausgabe mit diesem Thema hoffen?
René Meyer: Ich beende in Kürze ein zweites Buch zu Blitz Basic ("Jetzt lerne ich Spiele programmieren mit Blitz Basic", Markt+Technik). Es handelt sich aber nicht um einen Nachfolger, sondern um eine erweiterte Ausgabe. Sie enthält doppelt soviel Text, worin die fortgeschrittenen Inhalte vertieft werden. 3D kommt darin nur in einer Einführung vor. Die Alternative wäre gewesen, 2D nicht auszubauen und die neuen Seiten nur mit 3D zu füllen. Ich hielt das nicht für gut. Die einzigen Vorwürfe, die ich über mein erstes Blitz-Buch gehört habe, waren ja, daß es zu schnell aufhört. Ein Buch halb mit 2D und halb mit 3D hätte beide Seiten nicht vollständig behandelt. Ich wollte lieber ein rundum gutes 2D-Buch, als eine Mischung, die Anfängern und Profis zu wenig bietet. Die 3D-Grundlagen sind nicht schwer zu lernen, doch ein ganzes Spiel ist sehr viel aufwendiger zu programmieren, zumal das Modellieren dazu gehört. Ich halte ein separates Buch für sinnvoller, das sich ganz auf 3D konzentriert und auch das Erstellen von Models und Welten beschreibt. Ob ich je so ein Buch schreiben werde, ist ungewiß. Der Verlag wäre am ehesten mit guten Verkaufszahlen des neuen 2D-Buches zu überzeugen. Ich bräuchte wohl einen Co-Autor, weil mir das 3D-Wissen und vor allem das graphische Talent fehlt.

Triton: Können normale Coder auch irgendwie an deinem Buch mitarbeiten bzw. was einschicken?
René Meyer: Das ist ja bereits beim ersten Buch geschehen. Ich habe jede Menge BB-Spiele und Quelltexte auf die CD gebrannt. Mehrere Programmierer geben im Buch Tips an den Leser weiter. Im Einzelfall hatte ich nachgefragt, ob ich Web-Artikel oder Forumsbeiträge in das Buch einarbeiten kann.

Triton: Was sind - abgesehen von "Hack 'n Play" deine fertiggestellten Projekte in BB?
René Meyer: Ehrlich gesagt: Noch gar keine. Ein mehr als 400 Seiten dickes Buch ist ja auch etwas. :-)

Triton: Stimmt, das muss man erstmal nachmachen ^_^, aber du planst doch sicher etwas?
René Meyer: Ja, nach dem ersten Buch bin ich auf den Geschmack gekommen. Ich habe bereits im vergangenen Herbst mit einem Spiel begonnen, das ich durch das zweite Buch aber zurückstellen musste. Ich habe weiterhin große Lust, eigene Spiele zu veröffentlichen, habe schon zu geeigneten Graphikern und Musiker Kontakte geknüpft und einige Ideen für drei bis vier Spiele ausgearbeitet. Zunächst "Scuzzle", ein einfaches Schiebepuzzle. Danach ein Arcade-Spiel, das "Bomberman" ähnelt. Die Gerüste dazu entstanden teilweise bereits im Buch. Erste Screenshots gibt es auf 9Leben.de. Mein Traum wäre ein komplexes Action-Adventure in der Art der alten "Zelda"-Spiele. Aber das ist wohl eine Nummer zu groß, zeitlich gesehen.

Triton: Wie ist deine Meinung zu Pure- und DarkBasic, BBs Konkurenten?
René Meyer: Die kenne ich nur vom Hörensagen. Ich habe mich bewußt nur mit einer Sprache beschäftigt, um mich nicht verzetteln, und die vorherrschende Meinung bestätigt mir, die richtige Wahl getroffen zu haben. :-) Man sagt, Pure Basic wäre besonders gut für Applikationen geeignet. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, hätte ich Lust auf ein solches Buch.

Triton: Was denkst du über die Zukunft von BlitzBasic?
René Meyer: Die ist wirklich schwer einzuschätzen. Blitz Basic ist eine fabelhafte Sprache, hat aber eine kleine Lobby. Es gibt nur eine kleine Fangemeinde. Darüber hinaus ist die Sprache kaum bekannt. Es gibt keinen vernünftigen Vertrieb, keine aktive PR; man kann Blitz Basic weder im Geschäft noch z.B. bei Amazon.de kaufen. Oftmals hat sich gezeigt, daß selbst erstklassige Produkte gescheitert sind, weil das Marketing fehlte.

Erschwerend kommt hinzu, daß Basic keinen guten Ruf hat. Viele meinen, man müsste C lernen, um Spiele zu programmieren. Freilich ist Blitz Basic eine Anfängersprache, doch für die meisten genau der richtige Einstieg. Selbst wer mühsam C++, DirectX und Windows-Programmierung lernt, wird kaum andere Spiele entwickeln, als er mit Blitz Basic machen würde - nur dort mit erheblich geringerem Aufwand.

Triton: Was sind deine Lieblings-Webseiten?
René Meyer: Ich lese täglich in verschiedenen Spielerforen, darunter auf
..blitzforum.de und auf unserer Seite ..mogelpower.de. Als großer Filmfreund besuche ich oft einschlägige Sites wie ..imdb.com, ..dvd-center.de, ..filmspiegel.de ...

Die "normale" Seite, die ich am häufigsten ansteuere, ist ..spiegel.de. Es gibt dort jeden Tag eine ganze Fülle von Artikeln zu allen Themen, interessant und gut geschrieben. Mehrfach am Tag gehe ich auf amazon.de, um dort Details über bestimmte Filme, Spiele und Musik-CDs zu lesen. Aber auch kleinere Spezialseiten haben ein Lesezeichen. Etwa ..babyblaue-seiten.de, wo sich Hunderte von Rezensionen rund um Progressiven Rock befinden. Oder ..hvsc.c64.org, ein Archiv von 20.000 Musikdateien für den C64 ...

Triton: Was macht René Meyer, wenn er nicht gerade Bücher schreibt oder sich mit Blitz beschäftigt?
René Meyer: Ich hänge ziemlich viel am Computer, weil es immer was zu tun gibt. Die Pflege von mogelpower.de ist sehr aufwendig.

Ansonsten: Ich unternehme viel mit meiner Familie, also meiner Frau und unseren (derzeit zehn Monate alten) Sohn. Wir machen Ausflüge mit Freunden, essen zusammen oder spielen Brettspiele. Ich gehe gern ins Kino, liebe DVDs und Musik hören und lese gern - wenngleich ich selten dazu komme.

Mein Steckenpferd ist die Entwicklungsgeschichte der Computerspiele, ich habe Unmengen an Büchern darüber, ein großes Archiv an zum Teil zwanzig Jahre alten Zeitschriften und natürlich ... Spiele.

Triton: Ein Abschlusswort?
René Meyer: 1. Programmieren lernt man durch ... programmieren. Denkt Euch kleine Aufgaben aus und löst sie, auch wenn sie nicht zu einem Spiel als Ziel führen. Die wachsende Erfahrung hilft Euch später beim Entwickeln von größeren Projekten.

2. Lernt von anderen Quelltexten, aber "programmiert" nicht, indem Ihr fremde Codes nur leicht verändert. Dadurch lernt man nichts. Versucht, die Verfahren zu verstehen und schreibt die Lösungen von Grund auf neu - mit Eurem Code.

3. Übernehmt Euch nicht. Beginnt mit kleinen, überschaubaren Aufgaben. Zunächst muß die Technik stimmen, dann das Aussehen. Quiz, Würfelspiel, Zahlenraten - das sind richtige Anforderungen für den Anfang.


Danke, René für dieses überaus interessanten Antworten!