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Geschlechter-Clichés - 20.07.2005
Vor kurzem habe ich mal wieder eine der sogenannten Frauenzeitschriften
in die Hand bekommen (Genauer: Lisa, Nr. 26/2005).
Diese Blätter sind eine schier unerschöpfliche
Quelle für neue Diaten (die keiner braucht und ohnehin nie funktionieren),
"neue Lieblingskleider für jede Figur" ("Clever anziehen, 5 Kilo schlanker
aussehen") und natürlich den "Beauty-Geheimtricks der Stars".
Nun ja, besonders aufgefallen ist mir ein Artikel der die Überschrift
"Die heimlichen Sorgen der Männer - damit Sie Ihren Schatz besser verstehen
und ihm helfen können" trägt. Klingt ja erstmal schon nach "Wie verstehe ich
am besten, was mein Hund mir mitteilen will?" - und somit für den Mann irgendwie...negativ.
Ja, doch.
Aber gut, man kann ja nicht davon ausgehen, dass die Autorin dieses Textes
ein derartiges Einfühlungsvermögen hat.
Was der Artikel sonst zu bieten hat ist relativ dünn und wäre sonst kaum einer
Erwähnung wert: Angst vor der Angst, Angst vor Rivalen, Angst vor Impotenz usw.
Aber vorallem der Abschnitt "Angst vor Frauen" lies mich aufhorchen. Ich möchte Zitieren:
"Sie glauben nicht daran, dass sich Männer wirklich vor uns, dem angeblich schwachen
Geschlecht, fürchten? Sicher, ihr oft respektloses verhalten lässt daran zweifeln - und doch ist es so!"
Das klingt doch schon deutlich herablassend in meinen Ohren. Erstmal die Nutzung
dieser unglaublich ausgetretenen Phrase "dem angeblich schwachen Geschlecht".
Einfach armseelig, wenn die Autorin tatsächlich glaubt, dieses (vor)Urteil existiere
tatsächlich noch auf Seiten der meisten Männer. Es ist wohl eher ihr eigenes über die Männer
mit der Aussage "Wir sind längst emanzipiert und modern - doch die Männer erkennen das nicht!!!".
Zum Abschnitt über Respektlosigkeit ist zu sagen, dass wohl die wenigsten Männer
zu einer Frau respektloser sind, als zu einem Mann. Und dass weiterhin Frauen genauso
respektlos sind und sein können wie Männer. Wie es dort formuliert wurde, klingt es wie
"Die Männer haben uns gefälligst Respekt zu zollen!!! (...aber sollen nicht Gleiches von uns
erwarten)". Nein, liebe Autorin, so geht das wirklich nicht.
Weiter gehts: "Psychologen gehen davon aus, dass rund 92 Prozent aller Männer die
weiblichen Stärken bedrohlich finden: unsere sprachliche Überlegenheit, unser
Einfühlungsvermögen, unsere Intuition. Und unsere höhere Belastbarkeit.".
Moment mal, hab ich was verpasst? Natürlich bezweifle ich nicht, dass Frauen Stärken besitzen, die Männer
nicht haben und umgekehrt - aber "sprachlich überlegen" sind sie bestimmt nicht. Zumindest habe ich noch keine getroffen,
die es wäre.
Einfühlungsvermögen haben Frauen
zweifellos - aber Männer nicht? Abgesehen von Krankheiten, die das Empathievermögen im
Hirn tatsächlich ausschalten, ist - man glaubt es kaum - auch jeder Mann dazu befähigt.
Mag sein, dass einige Frauen insgesamt besser auf dem Gebiet der Empathie sind, aber
dass nur sie dazu befähigt sind, ist Schwachsinn.
Und auch die hier erwähnte Intuition halte ich für Unsinn. Soll das ein Versuch der
Autorin sein, die "mangelnde Logik bei Frauen" auszugleichen?
Als letztes kommt natürlich die "höhere Belastbarkeit".
Das ist wohl der größte Unsinn in diesem ganzen Artikel. Wo soll denn bitte eine Frau
höher belastbar sein, als ein Mann? Körperlich ist ohne Zweifel das Gegenteil der Fall.
Als Beweis könnte man ja mal eine Frau Zementsäcke und Ziegel auf dem Bau schleppen
lassen.
Und geistig spreche ich den Frauen gleiche Leistungsfähigkeit zu. Was also bleibt noch
übrig, neben mentaler und körperlicher Leistungsfähigkeit?
Nicht viel. Genauer gesagt garnichts. Womit ziemlich klar wäre, dass es Unsinn ist,
was hier geschrieben wurde.
Ist also die heimliche Sorge der Frauen - oder besser der Autorin - doch nicht überlegen zu sein?
Ich fürchte die Sorge ist berechtigt - keins der Geschlechter ist überlegen.
Aber vielleicht gehört diese Debatte doch irgendwie zum Zusammenspiel von Mann und Frau :)
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