Über Sprache und deutsche Genauigkeit - 18.05.2006

Wir Deutschen sind schon ein besonderes kleines Völkchen, das eigentlich doch garnicht so klein ist und dessen Sprache, welche immerhin die am meisten gesprochene innerhalb Europas ist, deshalb eher bei anderen kleinen Völkern und Sprachen Akzente setzen sollte.

Nun ja, in der Tat ist das auch so, allerdings immer auf die gleiche Weise: Die Amerikaner und Engländer sind z.B ganz eifrig im Importieren von deutschen Wörtern. Ein typisches deutsches "Gesundheit!" nachdem jemand geniest hat, irritiert wohl allenfalls nurnoch einen Deutschen der das aus dem Munde etwa eines Amerikaners hört. Auch tolle Wörter wie Bratwurst, Autobahn, Blitzkrieg (gerne auch mal "Blitzkreig"), Zeitgeist, "U-Boat", Panzer, Rollmops, Rucksack oder eben der Hamburger sind neben vielen anderen längst im englischen Sprachgebrauch präsent.
Warum also klagen über zu viele englische Wörter im Deutschen? Umgekehrt ist es doch genauso, umgekehrt werden in anderen Sprachen auch Wörter dem Deutschen entlehnt, oder? Ist es wirklich das gleiche?

Zumindest nicht ganz, will ich meinen. Denn einen markanten Unterschied gibt es zwischen dem Umgang der Deutschen mit fremden Sprachen und dem Umgang von Fremden mit der deutschen Sprache. Was haben wir doch die ganzen Nachrichten- sprecher und (mein subjektiver Eindruck..) vorallem die -sprecherinnen "Njuhorliens" statt "New Orleans" sagen gehört, oder seit kurzem den neuen italienischen Ministerpräsidenten Prodi der gerne mal in bester nacheiferischer Absicht zum "Prrroohdi" gemacht wird. Von "El Quaida", "Al Quaida", "Elkaida" und weiteren Abarten garnicht zu sprechen. Wir Deutschen scheinen ein besonderes Faible dafür zu haben, alles perfekt machen zu wollen (nun gut, das ist eigentlich nichts neues) und es dabei manchmal zu übertreiben (ok, wundert eigentlich auch niemanden mehr ;)).

Würde es einem Engländer einfallen einen deutschen Plural zum Wort Bratwurst zu bilden - so wie wir Deutschen es furchtbar gerne mit italienischen Wörtern tun? Sicher nicht, bei ihm werden 2 Bratwürste einfach "two bratwursts" genannt. Oder deutsche Städtenamen: welcher Amerikaner würde Köln, München, Bayern oder Nürnberg sagen? Dort heißt es immernoch Cologne, Munich, Bavaria und "Nuremberg", oder ähnlich.
Als einziges Volk meinen wir Deutschen unbedingt die ganzen Regeln zur Pluralbildung, zu den korrekten Zeiten und zur Aussprache von fremdsprachigen Wörtern des entsprechenden Herkunftlandes kennen zu müssen. Eigentlich lobenswert, doch meist nur peinlich deplatziert und nicht selten falsch.

Ich persönlich könnte mit einem simplen "Prodi" gut leben. Und werden mir und einem Freund zwei "Espressi" angeboten, so nehme ich doch lieber einfach zwei Tassen Kaffee.


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