Universum 2.0 - die simulierte Realität - 28.12.2006

Vor kurzem sah ich erneut den Film "The 13th Floor". Ein grandioses Werk das unsere Realität hinterfragt und diese als mögliche Simulation erscheinen lässt. Im Film wird in einer High-Tech-Firma eine Simulation von Los Angeles des Jahres 1937 erschaffen. Inklusive Menschen die all das tun was wir auch tun, cooler Musik, alten Autos und überarbeitungswürdiger Coloration. Über kurz oder lang findet eines der Wesen in der Simulation natürlich raus, dass es eine ist - nur um zu erfahren dass die höhere Realität ihrerseits auch eine ist. Durch irgendeine typische Filmtechnik können simulierte Wesen in die höhere Realität aufsteigen (nämlich wenn der "User" der sich in die Wesen einklinken kann stirbt, während er eingeklingt ist). Ums kurz zu machen: der Protagonist durchlebt eben dies. Er selbst hat eine Simulation erschaffen, erfährt aber dass auch seine Welt eine ist und wird letztendlich in die 2. Überrealität transferiert als sein "wahrer User" in der Simulation stirbt. Hier endet der Film. Doch die Colorierung der angeblich nun-wirklich-wahren-Welt des Jahres 2024 (oder so) hat den gleichen Goldstich wie die des Los Angeles von 1937. Damit wird also die Frage gestellt: was, wenn die Welt auch nur eine Simulation ist und wann könne man sich sicher sein, die oberste Realität erreicht zu haben?

Natürlich ginge es so einfach wie im Film "in Wirklichkeit" nicht. Ich bezweifle, dass simulierte Wesen so "einfach" in die nächsthöhere Realität springen könnten oder dass sie überhaupt so leicht enttarnen können, dass ihre Welt eine Simulation ist. So eine Simulation wird schließlich geschaffen, um etwas bestimmtes - etwa das Verhalten der Wesen in ihr - ohne Beeinflussung von außen und in Echtzeit, oder gar verschnellert, zu erfahren. Und daher darf die wahre Natur der simulierten Welt ja nicht von den Wesen in ihr enttarnt werden. Im Film war dies jedoch recht einfach und in unserer Realität ist es offenbar nicht.

Doch wahrhaft erschrocken haben mich die Indizien die ich fand, als ich die Gedanken weitergesponnen habe. Stellen wir uns vor, wir selbst erschaffen eine Simulation die auf unseren Computern läuft. Wie könnte ein intelligentes Wesen in der Simulation rausfinden, dass seine Realität garnicht real ist?
Wohl kaum an Grafikfehlern, Abstürzen oder Lags; aber am System selbst. Das Grundprinzip der Computer ist doch, dass sie Programme Schritt für Schritt in einer Schleife ausführen. Natürlich hätte die Schleife einer Simulation die ein Universum selbst (oder auch nur einen Teil davon, was es jedoch kaum minder komplex macht) sehr viele Schritte weil alle Details vom Staub auf dem Regal bis zur "KI" und den Gefühlen der Wesen in ihr berechnet werden müssen. Da die Simulation natürlich nicht in Zeitlupe ablaufen soll, sondern in Echtzeit (oder verschnellert), weil man schließlich nicht ewig auf welche-Erkenntnisse-auch-immer warten will, sollte der Computer möglichst viele Schleifendurchläufe in einer Realsekunde schaffen um alles so genau wie möglich darstellen zu können. Gehen wir mal von 500 FPS (also 500 Schleifendurchläufen pro Sekunde) aus. Wenn dem so ist, werden alle physikalischen Vorgänge mit 500 Schritten pro Sekunde berechnet. Vom Kind das einen Ball umherkickt bis zum Teilchenbeschleuniger. Und was passiert nun, wenn die intelligenten Wesen in der Simulation versuchen, etwas auszuführen, das mehr als 500 Schritte pro Sekunde erfordert? Dann werden sie auf Barrieren stoßen, die sowas nicht zulassen (da eben der Computer der ihre Realität simuliert das nicht leisten kann). Sie werden einfach keine Zeiten messen können, die kürzer sind als 1/500 Sekunde. Genauso ist es mit der Größe von Objekten. Das Zahlensystem heutiger Computer leistet nur eine bestimmte Genauigkeit von einigen Dezimalstellen. Eine unendliche Genauigkeit kann ein Computer niemals leisten, da dann schließlich auch der Rechenaufwand unendlich würde. Wenn nun in der Simulation die Wesen versuchen Objekte zu finden, die kleiner sind, als es die Simulation zulässt? Oder wenn sie Bewegungen analysieren wollen, die kürzere Strecken zurücklegen? etc.
Nun werden Sie glauben, dass das alles schön und gut ist, für irre Computerfreaks die keine Freude an der Realität haben (verdammt -.-). Aber genau die Barrieren die ich eben beschrieben habe gibt es auch bei uns. In unserer "Realität".
Nur nennt man sie bei uns Planck-Einheiten. Für die zuvor beschriebene Simulation mit 500 FPS beträgt die sogenannte Planckzeit also 0,002 Sekunden. Und in unserer Welt beträgt dieser Wert etwa 5,39121 * 10-44 s und für die Länge etwa 1,61624 * 10-35 m - also unglaublich geringe Zeiten und Längen. Kleinere Objekte oder kürzere Wegstrecken können wir nicht messen - quantenmechanische Effekte verhindern dies. Auch die Betrachtung eines Zeitraumes von weniger als diesen 5,39121 · 10-44 s ist zum Scheitern verurteilt. Wenn nun aber die Quantenmechanik an sich nicht der Grund dafür ist, sondern die Grenzen der Simulation, was heißt das dann? Im Grunde, dass unsere Simulation, wenn es denn eine ist, mit unglaublichen 1043 FPS läuft. Die Erschaffer eines Computers der die ungeheure Komplexität unseres Universums in so einer Geschwindigkeit bewältigen kann, müssten uns wahrhaft unvergleichlich weit vorraus sein. Denn wir könnten niemals so einen Computer bauen. Unser Universum lässt es nicht zu. Bauten wir schließlich einen, müsste der Obercomputer quasi sich selbst simulieren, was über kurz oder lang zum "Memory overflow" führen würde.

Ein weiteres Indiz dafür, dass wir selbst in einer Simulation leben, würde dann zu Tage treten, wenn wir selbst eine simulierte Welt erschaffen (welche allerdings wie erwähnt nicht so komplex sein könnte wie unsere eigene Welt). Das beweist nämlich, dass es Grundsätzlich möglich ist und dass es somit nicht unmöglich ist, dass unsere Welt simuliert ist.
Tja, aber wenn wir in einer Simulation leben, ist das weniger unser Problem, als vielmehr das der Erschaffer unserer Welt. Letztendlich könnten sie sich nie sicher sein, dass ihre Welt nicht auch nur ein Computerprogramm ist.

Hier nun setzt ein weiterer Gedankengang an. Von vielen Wissenschaftlern wird es als außerordentlich unwahrscheinlicher Zufall angesehen, dass eine Welt entsteht, die genau so perfekt ist wie unsere. Das heißt, eine in der die Naturkonstanten so perfekt zueinander passen dass sie Galaxien, Sterne und Planeten und sogar Wesen hervorbringen konnten die über die Natur des Universums rätseln. Eine Erklärung dafür liefert die Simulation: natürlich bräuchte es Abermilliarden Versuche und noch mehr Jahre, um die Naturkonstanten einer neuen Simulation im "Versuch und Irrtum"-System durchtesten und schauen ob irgendwann intelligente Wesen dabei rauskommen. Dafür hätte wohl niemand Zeit und Lust. Was also täten wir, könnten wir die Simulation eines Universums starten? Richtig, wie übertragen einfach unsere eigenen Naturkonstanten auf die der simulierten Welt. So müssen wir nicht ewig lange rumprobieren und wüssten schon vorher, dass die simulation intelligente Wesen wie uns hervorbringen könnte. Ist nun unsere Realität simuliert, können wir davon ausgehen, dass die Überrealität fast genau unserer Welt entspricht. Zumindest was die physikalischen Gegebenheiten angeht.

Zusammenfassung? Wäre es überhaupt klug, rauszufinden, dass die Welt nur simuliert ist? Was wenn dies gegen den Willen der Programmierer verstößt und sie uns löschen? Andererseits: ist es nicht die Pflicht des Menschen das Wesen aller Dinge zu erkunden? Und wenn wir simuliert wären - wäre es dann nicht völlig bedeutungslos ob wir gelöscht würden oder nicht? Schließlich existieren wir nicht wirklich. Ich jedenfalls hoffe, dass wir es doch tun und dass wir niemals selbst ein Universum simulieren könnten. Das wäre zumindest ein Indiz für unsere Existenz.


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